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BR: Bürgerrecherche in Würzburg: Ein Mietmarkt mit vielen Problemen

  • Monika Schmid-Balzert, München
  • 15.07.2020

Ein Überblick:

Hier finden Sie alles über die Bürgerrecherche "Wem gehört die Stadt?"

Würzburg, Stadtteil Grombühl, im Februar: Jonas, sein Name wurde auf seinen Wunsch von der Redaktion geändert, steht vor dem Haus, in dem er mal gewohnt hat. Die ursprünglich weiße Fassade ist schmutzig und heruntergekommen: "Ich glaube, hier wird auf eine menschenunwürdige Art und Weise Geld verdient, auf dem Rücken derjenigen, die es sich nicht anders leisten können." Insgesamt leben in dem Haus 100 Menschen auf sechs Etagen, viele davon sind Studierende. Der Aufzug funktioniert seit Jahren nicht. Wände, Lampen und Türen sind beschmiert, Schimmel wuchert in Ecken und an Wänden. Einer der Mieter erzählt damals, dass er für mehr als 300 Euro auf zehn Quadratmetern wohnt, Platz für ein Bett gibt es nicht, er schläft auf dem Boden.

Wem gehört Würzburg? Alles zur Recherche in Unterfranken gibt es hier

Spannende Hinweise aus Würzburg

Jonas hat bei der Bürgerrecherche "Wem gehört die Stadt?" mitgemacht. Ab Mitte Januar waren Bürgerinnen und Bürger sechs Wochen lang aufgerufen, sich an der Recherche zum Wohnungsmarkt zu beteiligen. Während der Aktion gingen über den CrowdNewsroom, der Datenplattform von Correctiv, um die 200 Beiträge aus Würzburg ein. Aus diesen Einsendungen stammen viele Hinweise, die einen Einblick geben, wie die Würzburgerinnen und Würzburger das Wohnen in ihrer Stadt empfinden.

Den BR erreichten Geschichten von Bürgerinnen und Bürgern, die mit ihren Vermietern ein gutes Verhältnis haben. Die Menschen berichteten aber auch von Problemen auf dem Würzburger Immobilienmarkt: Studentisches Wohnen, das die Mieten nach oben treibt bei gleichzeitiger Wohnungsknappheit, hohe Mietsteigerungen, die Angst vor einer Eigenbedarfskündigung und die beschwerliche Suche nach einer Wohnung.

Die Auswertung der Datenspenden der Würzburger Bürgerinnen und Bürger kann keine repräsentative Erkenntnis bieten, dennoch werden Muster ersichtlich: Weit mehr als die Hälfte der eingesendeten Beiträge im CrowdNewsroom gab einen privaten Vermieter an, gefolgt von Firmen und Genossenschaften.

Die Kirche als Wohnungsgeber gibt sich bedeckt

Die katholische Wohnungsbaugenossenschaft, das St. Bruno-Werk, stellt knapp 3.000 Wohnungen in Würzburg. Hinzu kommt neben mehreren hundert vermieteten Garagen und Stellplätzen die Verwaltung von fast 400 Wohnheimplätzen in fünf Studentenwohnheimen. Wie viel Wohneigentum allerdings im Besitz der katholischen Kirche direkt ist und wie dieser genutzt oder vermietet wird, wollte die Diözese Würzburg auf wiederholte schriftliche Anfrage nicht angeben, man sehe momentan keine Möglichkeit weiterzuhelfen.

Die Stadt Würzburg hat keine aktuellen Daten

Die Stadt Würzburg hat kaum Informationen zu den Eigentumsverhältnissen in der Stadt. Kennwerte, wie beispielsweise der Anteil der Menschen, die in einer eigenen Immobilie wohnen, sowie die Anteile von Vermietern, seien es Privatpersonen oder Unternehmen, konnte die Stadt auf BR-Anfrage nicht liefern: "Der Stadt Würzburg liegen zu dieser Aufschlüsselung des privatwirtschaftlichen Wohnungsbereiches derzeit keine verlässlichen, aktuellen Zahlen vor", schreibt die Stadt. Sie verweist auf den letzten Zensus, allerdings stammen diese Daten aus der Volkszählung von 2011 und können so die aktuelle Lage kaum abbilden.